Und täglich grüßt das Fehlteilmonster!

Veröffentlicht am 02. Februar 2021
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Das Fehlteilgespräch ist eine allmorgendliche Prozedur in vielen Unternehmen. Teilejäger sind unterwegs, aufgerüstete Maschinen werden wieder abgerüstet, Produktionspläne werden umgeschmissen, um das fehlende Teil sofort zu fertigen. Und das passiert tagein, tagaus. Doch Stopp! Ist das so richtig?

In der Regel erfährt die Montage als Letzter, dass ein Teil fehlt oder fehlen wird. Doch in der gesamten Informationskette des fehlenden Teiles hat es sich aber schon viel früher abgezeichnet, dass das Teil fehlen wird. Die Frage an dieser Stelle wäre also, was passiert mit diesem Wissen?

In meiner Beratertätigkeit stelle ich fest, dass oft nicht viel passiert. Teils aus Unkenntnis oder aus falsch geglaubter Sicherheit. Das verleitet dazu, die „Abweichung“ nicht zu melden, weil man glaubt, bis zum eigentlichen Bedarfstermin wird es verfügbar sein. Man handelt nach dem „Prinzip Hoffnung“: es wird schon klappen – ist ja noch genügend Zeit.

Und wir alle wissen, was alles in der Produktion passieren kann und wie schwierig es ist, Terminzusagen zu halten. Die wichtigste Frage bei Fehlteilen ist also, ab wann ist ein Teil ein Fehlteil? Wenn das Teil in der Montage fehlt oder wenn man erkennt es wird fehlen?

Frontloading als pro-aktives Fehlteilemanagement

Das Prinzip des Frontloadings basiert darauf, dass in der gesamten Beschaffungskette Meldepunkte definiert werden für Fälle, in denen es zu Abweichungen kommt. Hierzu muss die gesamte Prozesskette standardisiert sein. Das bedeutet, es ist eindeutig festgelegt, wer macht wann, was, wie, wenn es zu einer Abweichung im Plan kommt. Es muss eine Systematik implementiert werden, die genau sagt, was mache ich mit der Information, dass ein Teil fehlen wird.

Diese Information erlangt man natürlich nicht, wenn man darauf wartet, dass sie einem in den Schoß fällt. Es muss ein gewisser investigativer Aufwand pro-aktiv betrieben werden, um an diese Informationen zu kommen. Natürlich nicht bei allen Teilen, das würde den Rahmen sprengen, aber zumindest für alle kritischen Teile (Zukauf oder Eigenfertigung).

  • Langläufer
  • Teile mit real längeren Wiederbeschaffungszeiten als in Artikelstammdaten angegeben
  • Teile mit schlechter Lieferantenperformance
  • Teile mit nicht bestätigten Lieferterminen
  • Teile, für die der bestätigte Liefertermin später ist als der Wunschtermin

Die Aufgabe eines jeden Disponenten oder Einkäufers ist es, alles Mögliche zu unternehmen, um die benötigten Teile punktgenau zum geplanten Termin beizusteuern. Wenn erkennbar ist, dass ein Teil nicht termingerecht verfügbar sein wird, müssen unverzüglich alle betroffenen Abteilungen und Prozesse informiert werden. In der Konsequenz müssen Plananpassungen an verschiedenen Stellen erfolgen.

Das alles funktioniert natürlich nur, wenn der Produktionsplan für die gesamte Wertschöpfungskette auch realistisch und machbar ist. Doch dazu mehr im nächsten Blog.

 

Autor:
Yutaka Müller-Mark, Meisterberater der KPC Production Systems Engineering GmbH

Partnerunternehmen:
Asprova AG, Weltbestes Feinplanungssystem
www.asprova.eu

 

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